Bayern startet eigenes Tierwohlförderprogramm zunächst für Zuchtsauenhalter und Ferkelaufzuchtbetriebe
AgE - Bayern hat jetzt ein eigenes Tierwohlprogramm (BayProTier) aufgelegt, das sich zunächst an Zuchtsauenhalter und Ferkelaufzuchtbetriebe wendet. Wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber am 18.5. mitteilte, startet das Programm im Juli; interessierte Tierhalter können sich vom 1. Juni bis zum 30. Juni dafür anmelden. Die teilnehmenden Betriebe verpflichten sich zunächst für ein Jahr die Vorgaben des Förderprogramms einzuhalten, welches den Tieren unter anderem mehr Platz, eingestreute Liegeflächen, offene Tränken und wahlweise Außenklimareize bietet. Im kommenden Jahr soll das Förderprogramm auf weitere Tierarten ausgeweitet werden. Für den Beginn stehen aus Landesmitteln 6 Mio Euro zur Verfügung; eine spätere Aufstockung auf 50 Mio Euro ist der Ministerin zufolge möglich. Mit einer jährlichen, tierbezogenen Prämie, soll im Förderprogramm ein Ausgleich für laufende Tierwohlaufwendungen, wie Einstreu und Arbeit, geschaffen werden. Nicht gefördert werden mit BayProTier die Investitionskosten für den Stallumbau; dafür gibt es laut Kaniber ein eigenes Investitionsprogramm im Freistaat.
Auch wenn das Programm offiziell im Juli beginnen soll, fehlt aus Brüssel noch die endgültige Notifizierung. Das Programm BayProTier, für das es kein eigenes Siegel geben soll, ist zweistufig und modular aufgebaut. Zuchtsauenhalter können zwischen einer niederschwelligeren Komfortstufe und einer ambitionierteren Premiumstufe wählen. Bei der Premiumvariante sind höhere Prämien zu erzielen, aber auch deutlich höhere Standards beim Platzangebot oder den eingestreuten Liegeflächen umzusetzen. Hauptunterscheidungsmerkmal ist der verpflichtende Außenklimareiz beziehungsweise Auslauf bei Premium. Bei beiden Stufen stehen jeweils vier frei wähl- und kombinierbare Module für den Deck-, Warte- und Abferkelstall sowie die Ferkelaufzucht zur Auswahl. Auch eine Kombination unterschiedlicher Module zwischen den zwei Stufen ist möglich. Dieser modulartige Aufbau des Programms ermöglicht laut Kaniber einen schrittweisen Umstieg hin zu mehr Tierwohl, ohne dass sofort alle Stallungen für Zuchtsauen umgebaut werden müssen. Das Programm biete somit einen starken Anreiz, sukzessive und vor dem Ende der gesetzlichen Übergangsfristen, auf mehr Tierwohl umzusteigen.
Jeder Betrieb, der die Voraussetzungen erfüllt, kann dem Münchner Agrarressort zufolge das neue Förderprogramm in Anspruch nehmen. Konventionelle Betriebe müssen zudem am Prüfsystem der QS Qualität und Sicherheit GmbH teilnehmen, ökologisch wirtschaftende Betriebe im Besitz des bayerischen Biosiegels sein. Aus Gründen des EU-Rechts ist die jährliche Förderung auf 500 Euro je Großvieheinheit (GV) beschränkt, was bei 0,3 GV je Sau 150 Euro entspricht. Zudem ist die finanzielle Unterstützung auf 300 Sauen und 7 500 Absatzferkel nach oben gedeckelt; nach unten gilt eine Bagatellgrenze von 250 Euro, unter der keine Auszahlung der Zuwendung erfolgt. Je nach erfüllten Kriterien und Tierwohlstufe reicht die Förderung von 15 Euro je Zuchtsau und Jahr beziehungsweise 1,50 Euro je Ferkel bis zu 150 Euro je Sau oder 5,50 Euro je Ferkel. In der Komfortstufe kann sich die Förderung bei einem für Bayern typischen Durchschnittsbestand von 120 Zuchtsauen und 3 000 abgesetzten Ferkeln im Jahr auf maximal 19 500 Euro belaufen, bei der Premiumstufe deutlich mehr. Der Ministerialrat im Münchner Landwirtschaftsministerium, Peter Rabauer, rechnet damit, dass im ersten Pro-grammjahr kurzfristig etwa 200 Betriebe an BayProTier teilnehmen werden, welche die Kriterien schon jetzt weitgehend erfüllten. Im Folgejahr dürfte es mehr Einsteiger geben. Details zu den Tierwohlkriterien und Prämien des neuen Programms sollen zeitnah auf der Internetseite des Ministeriums veröffentlicht werden. www.stmelf.bayern.de/foerderwegweiser
(BRS-Information vom 23.05.2022)